Herzleiden/Herzerkrankung beim Hund

Mitralklappeninsuffizienz (Mitralinsuffizienz) und Mitralklappenendokardiose

Bei einer Mitralklappeninsuffizienz (Kurzform: Mitralinsuffizienz) ist die Mitralklappe (Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer) 'nicht mehr dicht', d.h. das Zurückfließen von Blut in den Vorhof bei Kontraktion des Herzmuskels kann nicht mehr vollständig verhindert werden. Eine Mitralklappeninsuffizienz erfolgt sehr oft durch eine Mitralklappenendokardiose, welche eine der häufigsten kardialen Erkrankungen des Hundes darstellt. Rund 75% aller Hunde mit kongestivem Herzversagen leiden an einer Mitralregurgitation, welche durch eine degenerative Veränderung der Klappensegel oder der Chordae tendinae ausgelöst wird.

Die Mitralklappe ist in ca. 60 % der Fälle alleine und in ca. 30 % der Fälle gemeinsam mit der Trikuspidalklappe betroffen. Ungefähr 10 % der betroffenen Hunde leiden an einer alleinigen Trikuspidalendokardiose. Es ist hierbei zu unterscheiden zwischen Mitralklappeninsuffizienz bzw. -regurgitation und Mitralklappenendokardiose. Die Mitralregurgitation ist lediglich ein klinisches Symptom, die Klappenendokardiose hingegen stellt eine pathologisch-anatomische Diagnose dar. Mitralinsuffizienzen sind die Folge von Mitralklappenendokardiosen, Dilatativen Kardiomyopathien oder anderen Erkrankungen, die mit einer Volumen-Überladung des linken Ventrikels einhergehen. Häufig stellt im sprachlichen Gebrauch Mitralinsuffizienz bzw. -regurgitation das Synonym für Mitralklappenendokardiose dar.

Weitere Infos zur Herzanatomie: Der Blutkreislauf im gesunden Körper führt in einer Richtung durch das Herz. Das Blut fließt über die untere und die obere Hohlvene aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof, von hier strömt es durch die Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer. Von der rechten Herzkammer wird das Blut durch die Pulmonalklappe über die Pulmonalarterie in die Lunge gepresst und nachdem das Blut hier mit Sauerstoff beladen wurde, gelangt es über die Pulmonalvenen in den linken Vorhof. Vom linken Vorhof aus strömt das Blut durch die Mitralklappe in die linke Kammer und von hier wird es durch die Aortenklappe in die Aorta gepresst und durchfließt somit wiederum den Körperkreislauf. Schließt die Mitralklappe, wie bei der Mitralklappeninsuffizienz nicht vollständig, so kann ein Teil des Blutes, der ursprünglich durch die Aortenklappe in den Körperkreislauf gepresst werden sollte, zurück in den linken Vorhof strömen. Es kommt dann zum 'Regurgitationsjet' im linken Vorhof des Herzens.

Mitralklappenendokardiose stellt die häufigste Herzerkrankung des Hundes dar

Die Mitralklappenendokardiose ist die häufigste Herzerkrankung bei Hunden. Der Prozentsatz der erkrankten Hunde steigt mit steigendem Lebensalter, ungefähr 10% aller 5- bis 8-Jährigen, ungefähr 26% aller 9- bis 12-Jährigen und 34 % aller über 13-Jährigen Hunde sind betroffen. Insbesondere haben ältere Hunde kleinerer Rassen, wie Dackel, Minischnauzer oder Zwergpudel die o. g. Herzprobleme. Beim Cavalier King Charles Spaniel ist zu beobachten, dass dieser bereits in jungen Jahren an den ob. erw. Herzleiden erkrankt. Grosse Hunderassen sind sind nicht in diesem Masse betroffen.

Welche Krankheitsanzeichen beim Hund treten auf?

Das Herzgeräusch ist für den Tierarzt mit Hilfe des Stethoskopes hörbar, noch bevor es der Hundehalter selbst bemerkt. Aus diesem Grund kann diese Krankheit eventuell bei Routineuntersuchungen erkannt werden. Durch die Erkrankung wird der Vorhof immer größer und kann auf diese Weise den linken Stammbronchus der Lunge zusammenstauchen. Auch durch den Rückstau kommt Flüssigkeit in die Lunge, der Hund hustet.

Weitere Anzeichen:

  • Atemnot
  • erhöhte Atemfrequenz
  • Lustlosigkeit
  • Fressunlust
  • Leistungsschwäche
  • kurze Phasen von Bewusstlosigkeit:

Herzleiden bei Hunden: Diagnoseverfahren

Die Untersuchung in der Tierarztpraxis: die Untersuchung des Hundes beim Tierarzt stellt eine generelle Untersuchung dar, bei der insbesondere genau auf das Abhören von Herz und Lunge geachtet werden sollte. Wie o. g. kann der Tierarzt mittels Stethoskop das Herzgeräusch im Bereich der Mitralklappe analysieren. Eine Verdachtsdiagnose kann dieser oftmals anhand der Merkmale (kleine Hunderasse), der bisherigen Entwicklung (Husten, Mattheit, etc.). Um zu entscheiden, ob die Erkrankung behandelt werden sollte, muss ein Röntgenbild gemacht werden.

Auf einem Röntgenbild kann folgendes festgestellt werden:

  • Größe des Hundeherzens
  • Deplazierung des linken Stammbronchus.
  • Analyse der Pulmonalgefässe und des Lungenfeldes.

Desweiteren ist ein EKG zu empfehlen:

Mittels Hunde-EKG können vor allem Herzrhythmusstörungen festgestellt werden. Falls beim Abhören eine Arrhythmie oder zusätzliche Herztöne entdeckt werden, sollte ein solches EKG durchgeführt werden.

Auch wichtig: Herzultraschall-Untersuchung des Hundes

Hier können folgende Befunde erhoben werden:

  • Die Größe von Vorhof und Herzkammer kann gemessen werden. Damit kann eine Vergrößerung sicher diagnostiziert werden.
  • Die Fähigkeit des Herzmuskels zur Kontraktion kann gemessen werden.
  • Außerdem kann mit Hilfe der Farbdoppler-Echokardiographie das Ausmaß der Insuffizienz quantifiziert werden.

Weitere Untersuchungen beim Hund:

In manchen Fällen ist eine Blutdruckmessung empfehlenswert, da ein erhöhter Blutdruck das Ausmaß der Insuffizienz erhöhen kann.

Welche Therapiemöglichkeiten für den Hund gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und der Symptomatik. Momentan wird in Fachkreisen über die Behandlung von Patienten mit Mitralinsuffizienzen ohne klinische Symptomatik diskutiert. Unterschiedliche Studien konnten keine günstigen Auswirkungen von ACE-Hemmern gegenüber Placebo-Präparaten aufweisen. Damit kann eine Therapie bei asymptomatischen Hunden mit Mitralklappenendokardiose als bedenklich bezeichnet werden.

Chirurgie: eine Mitralklappenreparatur, bzw. ein Mitralklappenersatz erfolgt beim Menschen - beim Hund dagegen treten oft große Probleme nach einem Klappenersatz auf, weil eine große Gefahr in der Thrombosebildung besteht. Die OP muss mit Hilfe einer Herz-Lungenmaschine durchgeführt werden und ist damit kompliziert und nicht billig. Aus diesem Grund wird diese Methode selten und bis zum jetzigen Zeitpunkt mit bescheidenem Erfolg durchgeführt.

Weisen die Hunde jedoch erste Anzeichen einer Dekompensation wie Husten oder Leistungsschwäche auf, kann der Einsatz von ACE-Hemmern und Furosemid erfolgen. Man sollte nun darauf achten, dass es auch andere Ursachen für die ob. erw. Symptome gibt. Aus diesem Grund müssen anhand eines Röntgenbildes die Pulmonalgefäße und das linke Atrium untersucht werden. Gibt es Anzeichen einer Stauung, so dreht es sich um eine sog. kardiale Ursache.

Medikamente:

ACE-Hemmer: Angiotensin Coverting Enzym Hemmer. Verhindert, dass es, infolge der Kompensationsmechanismen zu einem erhöhten Flüssigkeitsrückhalt in der Niere kommt, die Verengung der Gefäße in der Peripherie wird ebenfalls vermieden. Hierdurch wird das Blutvolumen gesenkt und der Widerstand gegen den das Herz arbeiten muss, vermindert.

Diuretika - dies sind Medikamente, welche durch direkte Wirkung an der Niere die Ausscheidung von Wasser erhöhen und damit für eine Verringerung des vergrößerten Blutvolumens sorgen, das durch die Kompensationsmechanismen des Körpers entstanden ist. Ein Lungenödem kann durch diese Medikamente effektiv bekämpft werden. Ein Beispiel aus dieser Medikamentengruppe stellt das Furosemid dar.

Im fortgeschrittenen Stadium, bei denen bereits eine Schädigung des Myokards erfolgt ist, sind zusätzlich entweder Digitalisglykoside bzw. Pimobendan indiziert, um damit die Kontraktion des Herzmuskels zu verbessern. In refraktären Fällen sollten neben Furosemid andere Diuretika wie beispielsweise Hydrochlorthiazid oder Aldactone verwendet werden.

Treten Arrhythmien auf, sollte dies mit den entspr. Medikamenten behandelt werden. Vorhofflimmern, als eine der häufigen Rhythmusstörungen sollte man mit Digitalis behandeln. Sollte dieses Glycosid nicht ausreichen, die Arrhythmie zu kontrollieren, können zusätzlich Ca-Kanal-Blocker oder Beta-Blocker eingesetzt werden.

Pimobendan - neuere Forschungsergebnisse belegen, dass die Verwendung von Pimobendan bei Hunden mit Herzinsuffizienz aufgrund einer Klappeninsuffizienz gegenüber Benazeprilhydrochlorid, eventuell vorzuziehen wäre. Die Behandlung mit Pimobendan führt außerdem zu einer statistisch signifikanten Verlängerung der Überlebenszeit. Hierbei soll es sich jedoch erst um vorläufige Forschungsergebnisse handeln.

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